Das Buch ist derzeit komplett vergriffen. Eine überarbeitete Neuauflage ist in Vorbereitung.

Die Nazis aus der Nähe – Im Mikrokosmos der Hitler-Diktatur. Spurensuche im St. Wendeler Land.

Zwei Dutzend Historiker und Heimatforscher entwerfen am Beispiel des St. Wendeler Landes ein Detailbild des NS-Regimes in der Provinz

»Die Nazis aus der Nähe« – das ist der programmatische Titel dieses neuen Buches, in dem zwei Dutzend Historiker und Heimatforscher die Nazi-Zeit in der Provinz aufarbeiten. Am Beispiel des St. Wendeler Landes im Saarland schildern sie den Aufstieg und Aufbau der NSDAP, ihren Überwachungs- und Unterdrückungsapparat sowie die Mechanismen der Propaganda, mit denen Adolf Hitler und seine Gefolgsleute zwischen 1933 und 1945 die Deutschen in die größte Katastrophe ihrer Geschichte führten. Die zentrale Fragestellung lautet: Was hat die Menschen damals zu dem gebracht, was sie getan oder zugelassen haben? Und was hat andere dazu veranlasst und befähigt, Widerstand zu leisten?

»Darüber ist, so paradox es klingt, aus der Distanz eines Menschenalters besser zu urteilen als aus der Zeit des unmittelbaren Erlebens und der Nachkriegszeit heraus«, heißt es dazu im Vorwort der Herausgeber. In der NS-Zeit wurden die Menschen systematisch in die Irre geführt, eingeschüchtert und durch soziale Wohltaten sowie pompöse Inszenierungen verführt. Viele profitierten auch vom System, und viele wollten das Verhängnis nicht wahrhaben, obwohl die Zeichen mehr als deutlich waren. Auch im St. Wendeler Land unterstützten zahlreiche Menschen begeistert eine Diktatur, die zu den schrecklichsten in der Geschichte der Menschheit gehört.

Auf der Basis langjähriger Forschungsarbeit haben die Autoren eine Fülle von Unterlagen zu gut lesbaren Aufsätzen und Erzählungen verarbeitet, die das NS-System unter verschie-densten Aspekten beleuchten. Im Unterschied zu bisherigen Veröffentlichungen wird ein kompakter, anschaulicher und allgemein verständlicher Überblick gegeben, der gerade auch für junge Menschen gedacht ist. Die Verschleppung politischer Gegner ins KZ, die Vernichtung der Juden und Behinderten, die Kriegsereignisse, die Arbeit der Propagandamaschine, der Druck auf die Schulen und Kirchen sowie die Versklavung der Zwangsarbeiter – all dies wird detailliert an konkreten Beispielen aus dem St. Wendeler Land dargestellt.

Originaldokumente und Berichte von Zeitzeugen ergänzen die Analysen, auch eine Großzahl bisher noch unveröffentlichter Fotos trägt entscheidend dazu bei, den Menschen von heute die Atmosphäre der damaligen Zeit zu vergegenwärtigen. Außerdem verweisen historische Karten und Grafiken auf die Sonderrolle, die das Saargebiet und das St. Wendeler Land bis 1935 und teilweise auch danach noch spielten. Geleitworte haben die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald und der Vorsitzende des Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel, Armin Lang, verfasst. Der Lyriker Johannes Kühn aus Hasborn schrieb eigens ein Mundartgedicht mit dem Titel »Neinzehhonnertfejreverzisch em Hirbscht.

Das Buch erscheint am Donnerstag, dem 13. März. Begleitend zu dem Buch finden im St. Wendeler Land zahlreiche Veranstaltungen statt. Bitte beachten sie dazu unsere Hinweise unter Aktuelles und Lesungen.

Dank der Unterstützung der Wendelinus Stiftung der Kreissparkasse St. Wendel erhalten mehrere Schulen kostenlos ganze Klassensätze des Werkes für den Gebrauch im Unterricht.

Auch von anderer Seite haben die ehrenamtlich tätigen Autoren und Herausgeber finanzielle und sonstige Förderung erfahren, die die Herausgabe dieses anspruchsvoll gestalteten Werkes erst möglich gemacht hat. Sie danken dafür sehr herzlich der Ministerpräsidentin des Saarlandes, der Gesellschaft für staatsbürgerliche Bildung Saar mbH, der Saarland Sporttoto GmbH, der Sparkassenstiftung zur Förderung des Landkreises St. Wendel sowie dem Adolf-Bender-Zentrum in St. Wendel, dessen Mitarbeiter auch als Autoren mitgewirkt haben. Außerdem danken sie vielen weiteren Personen, die in anderer Form das Projekt unterstützt haben. 

 

 

Die Nazis aus der Nähe – Im Mikrokosmos der Hitler-Diktatur – Eine Spurensuche im St. Wendeler Land, herausgegeben von Klaus Brill, Bernhard W. Planz, Inge Plettenberg und Klaus Zimmer (†), 480 Seiten, zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte Abbildungen, Grafiken und Karten

ISBN 978-3-941095-15-1, 39,90 €

 

Aus der Presse

Beklemmende Spurensuche im Saarland: Das Buch „Die Nazis aus der Nähe“

 

 

Autor: Bernard Bernarding (Veröffentlicht am 20.03.2014)

Aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet der neue Band „Die Nazis aus der Nähe“, wie der braune Terror im Nordsaarland Mitläufer und Mittäter fand. Eine Untersuchung, die exemplarisch den Aufstieg der Nationalsozialisten in der Provinz wie auch den Widerstand gegen sie zeigt. 

 

St. Wendel.Vor 75 Jahren begann der Zweite Weltkrieg, gerade mal 25 Jahre nach Ausbruch des ersten. Bis heute ist die Frage aller Fragen, wie es zum Desaster des „Dritten Reiches“ kommen konnte. Wie war es möglich, dass eine Horde dumpfbackiger Nazis ein ganzes Volk erst in ihren Bann und dann auch ins Verderben zog? Warum haben am Ende, von einigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, alle mitgemacht?
Den Versuch einer Antwort gibt ein neues Buch aus dem Saarland, dessen Titel ein Schlüssel zum Verständnis des Unverständlichen ist: „Die Nazis aus der Nähe“. Tatsächlich versteht man das Phänomen besser, wenn man nah heranzoomt. Die direkte, lokale Betrachtung gibt exemplarisch Auskunft darüber, wie der Keim des Bösen im Mikrokosmos der Dörfer gedeihen konnte. 25 Autoren aus dem Saarland, darunter Journalisten, Historiker und Studienräte, haben sich dazu auf „Spurensuche im St. Wendeler Land“ gemacht und Hitlers Helfer aus der Nähe betrachtet.
Die Autoren des fast 500 Seiten starken Werks aus der „edition schaumberg“ haben nichts ausgelassen: Wie sich der nationalsozialistische Virus breitmachte, ganze Kreise befiel und fiebrige Aktivitäten auslöste. Wie die Strukturen in Dörfern und Städten so verändert wurden, dass die Bürger gleichsam „automatisch“ zu Mitläufern wurden. Wie die jüdischen Mitbürger erst schikaniert und dann vertrieben oder deportiert wurden. Wie sich wenige mutige Dissidenten (vergeblich) gegen das Unheil stemmten.
Dass die Lage fatal war, wird schon in der Einleitung des Buches deutlich, als das Kriegskind „Felix“ erzählt, wie es zur Hitlerjugend kommen sollte. Das liest sich dann so: „Ja, so einfach ist das nicht“, sagte der Großvater, „da musst du parieren. Da kannst du nicht mehr machen, was du willst.“ „Was muss ich denn da machen?“, fragte Felix. „Ei“, sagte der Großvater, „da musst du machen, was der Fähnleinführer sagt.“ „Und wenn ich nicht hingehe?“, fragte Felix. „Das hat keinen Wert“, sagte der Großvater. „Die haben Listen mit den Namen. Da müssen alle hin.“
Das verdienstvolle Buch der Herausgeber Klaus Brill, Bernhard Planz, Inge Plettenberg und Klaus Zimmer ist auch deshalb für alle Saarländer (und andere) von Interesse, weil sich die Spurensuche zwar im St. Wendeler Land konzentriert, sich aber nicht darauf beschränkt. Vor allem aber, weil die Region im östlichen Saarland pars pro toto steht, also beispielhaft für das Ganze. So wie sich in Marpingen oder Oberthal eigentlich kreuzbrave Katholiken der NSDAP annäherten, Blockwarte wurden und in die Partei eintraten, so taten es unzählige Menschen auch in Saarbrücken, Frankfurt oder Leipzig.
Die Wucht des Buches ergibt sich aus dem Umstand, dass es die dramatische Entwicklung des Nationalsozialismus in allgemeiner Form beschreibt, aber auch ganz konkret auf die Vorgänge in den Dörfern und Familien eingeht. So erfahren wir, wie im Haus des frommen Bergmanns Johann Scheid in Oberthal die bange Frage gestellt wurde, „wohin das alles wohl führen wird?“ Und wie ausgerechnet der Bischof von Trier diese Bedenken zerstreute, als er SS und SA als Ordnungsdienst für die Heilig-Rock-Wallfahrt 1933 engagierte. In dem Artikel „Im Taumel der Begeisterung“ steht die Antwort auf die Frage, die sich viele Katholiken damals stellten: „Was soll denn so schlimm sein an den Nationalsozialisten, wenn selbst der Bischof anerkennende Worte für sie findet?“
Nach der Lektüre des Buches, das ebenso spannend wie beklemmend auch das Schicksal eines Antifaschisten aus Niederlinxweiler beschreibt („Hubert im Wunderland“), weiß der Leser ziemlich genau, warum am Ende diabolischer Prozesse der Verführung und Propaganda, der Einschüchterung und der nackten Gewalt ein ganzes Volk „Heil Hitler!“ schrie und in Europa das Inferno losbrach. Dabei ist die furchtbarste Erkenntnis des Buches zugleich die banalste: Aus der Nähe betrachtet sehen die Nazis aus wie ganz normale Menschen – so wie du und ich.

Weitere Stimmen zum Buch

»Ein großartiges Werk« – SR 3 Saarlandwelle am 13.3.14 Region am Mittag
 
»Ein im Land einzigartiges Buch«  Saarbrücker  Zeitung, Lokalteil St. Wendel, vom 12. 3. 14
 
»Gut vier Jahre dauerte die Arbeit an dem Mammutwerk, das dank seiner vielfältigen Ansätze tatsächlich neue Einsichten auf die Nazi-Zeit just hier vor der eigenen Haustür verspricht.« – Saarbrücker Zeitung, Saarland-Teil, vom 15. 3. 2014
 
»Dieses Buch ist einzigartig und überfällig, denn die größte Katastrophe ist das Vergessen.« – Landrat Udo Recktenwald
 
»Ich lese gerne, ich lese viel, ich lese mit Vergnügen. Aber nicht dieses Buch. Dieses Buch lese ich mit großem Ernst und mit Nachdenklichkeit.« – Stefan Mörsdorf, Leiter der Europäischen Akademie Otzenhausen
 
 

 

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